Game Changers – die besten Lifehacks

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Klüger, schneller und glücklicher – die besten Lifehacks der 450 außergewöhnlichsten Leader, Querdenker und Gurus. Die 46 Gesetze des Erfolgs. Einblicke in: „Game Changers“ von Dave Asprey.

Inhalt

Dave Asprey hat 450 der (aus seiner Sicht) weltweit erfolgreichsten Persönlichkeiten interviewt und ihre Erfolgsgeschichten analysiert. Sein Ergebnis: eine Art Essenz, wie man 180 Jahre alt und dabei extrem erfolgreich sowie geistig und körperlich topfit wird. Klingt interessant? Oder eher nach Scharlatanerie? Manchmal bekommt man beim Lesen durchaus den Eindruck in einer Veranstaltung eines Motivationsgurus zu sitzen, der auch CDs verkauft mit gesprochenen Texten wie „Nutzen Sie die Macht, Nein zu sagen“.

Um inhaltlich noch eines vorweg zu nehmen, hinter allen Lifehacks steckt irgendwo ein wahrer Kern, aber in der Art und Weise der Gesamtpräsentation ist das Buch für mich persönlich zu skurril. Insbesondere wird beim Lesen dieses Buches ganz deutlich, dass das Buch selbst auf alle Fälle ein Lifehack für den Autor ist. Der wird durch den Verkauf des Buches und der ganzen Dinge, die er darin anpreist und an denen er oft, wie er selbst schreibt, beteiligt ist, ganz sicher (erfolg-)reicher. Ob auch der Leser wirklich davon etwas hat, hängt vom eigenen Vorwissen ab. Für mich zumindest war nichts (brauchbares) neues dabei.

Die Gesetze

Insgesamt muten einige der 46 Gesetze ziemlich oberflächlich an, sie bewegen sich im Spektrum von „auf Stärken konzentrieren“, „das Mittelmaß ist der Feind“ bis hin zu „Nein sagen lernen“. Auch tolle T-Shirt-Sprüche fehlen nicht, wie „Je weniger sie haben, desto mehr gewinnen sie hinzu“ (Gesetz 34) oder „Meditieren sie schneller“ (Gesetz 40). Ebenso ist der absolute Klassiker vertreten: „Was Sie nicht umbringt, macht Sie stärker“ (Gesetz 30).

Auch das Thema Drogen aller Art lässt der Autor nicht aus und schreibt zu seinem 7. Gesetz „Smart Drugs wird es immer geben“ ganz offen über die möglichen Vorteile der verschiedenen Drogen, wie Pilze, (mikrodosiertes) LSD, Modafinil, Nikotin und Koffein. Naja, gehört wohl dazu, wenn man über alle möglichen Lifehacks diskutieren möchte, aber ich fand die Ausführungen eher befremdlich – mag an meiner Sozialisation liegen 😉

Allerdings findet man hin und wieder auch ein paar Kernaussagen, die man sich, soweit man dies noch nicht getan hat, auf alle Fälle verinnerlichen sollte, beispielsweise im Kapitel 5: „Ihre Gesundheit steht immer an erster Stelle, denn sie ist die Grundlage Ihrer Leistung bei allem, was sie tun.“

Insgesamt hatte ich beim Lesen aber immer wieder das Gefühl, in einer Vorstellung eines klischeeerfüllenden Motivationsgurus zu sitzen, der hautpsächlich seine eigene Genialität und Produkte anpreist. Ein Beispiel aus dem elften Gesetz (Mittelmaß ist der Feind): „Als ich die in speziellem Verfahren gerösteten, kein Zittern erzeugenden, laborgeprüften, schimmelfreien Kaffeebohnen kreierte, die zu Bulletproof Coffee gehören, gab es dafür überhaupt keinen Markt. […] Sechs Jahre später, im Jahr 2018, haben Menschen mehr als 100 Millionen Tassen Bulletproof Coffee getrunken, der mit diesen speziellen Bohnen hergestellt wurde, und Tausende von Leuten, die Probleme mit Standardkaffeesorten haben, haben mir für die Möglichkeit gedankt, wieder Kaffee zu trinken.“ Dieser Schreibstil, der häufig im Buch vorkommt, erinnert mich auch immer wieder an Pressekonferenzen oder Tweets eines uns allen bekannten Präsidenten.

Und auch mit den Vorstellungen seiner „Gurus“ bin ich selten warm geworden, selbst die klangen eher immer nach völlig übertriebener Außendarstellung, auch wenn die Gurus das vielleicht auch alles geleistet haben. Beispiel aus dem 25. Gesetz: „Cynthia Pasquella-Garcia ist eine berühmte Ernährungswissenschaftlerin, spirituelle Expertin, Model, Medienpersönlichkeit und Bestsellerautorin. Oh, und davor war sie Computertechnikerin.“ Irgendwie ist mir das zu viel.

Abschließend aber noch ein paar Beispiele, dass hinter den vielen Feuerwerken im Buch auch immer mal wieder wichtige (wenn auch vielleicht nicht neue) Erkenntnisse weitergegeben werden. So schreibt der Autor viel über gesunde Ernährung und seine Experten treffen dabei meines Erachtens in Teilen auch sehr gut den Punkt: „Dr. Hymans Ernährungsprinzipien sind einfach: Essen Sie Lebensmittel, die weder einen Strichcode noch ein Nährwertkennzeichen aufweisen. Das bedeutet echte Lebensmittel wie Avocados, Mandeln, Fleisch von mit Gras gefütterten Tieren und jede Menge Gemüse zu essen. Mit anderen Worten: […] Essen Sie wie ihre Großmutter.“

Aber auch zur allgemeinen Lebenseinstellung bringt der Autor noch ein paar wichtige kurze Punkte auf, die man sich immer wieder bewusst machen sollte: „Konzentrieren Sie sich auf die Reise, nicht auf das Ziel. Wenn Sie sich auf dem Weg dorthin nicht amüsieren, werden Sie auch nicht glücklich sein, wenn Sie am Ziel ankommen [Gesetz 32].“ Und auch in seinem 46. Gesetz weist er darauf hin, wie wichtig Achtsamkeit ist. Also bewusst das Lebens-/Arbeitstempo zu reduzieren und seine Umgebung, Menschen, die Natur, etc. bewusst wahrzunehmen. Ebenso rät er zu aktiver Wertschätzung, d.h. aktiv nach Dingen zu suchen, die man authentisch wertschätzen kann und für diese Dinge wirklich dankbar zu sein. Eine Fähigkeit, die meines Erachtens wesentlich zum gefühlten Lebensglück beiträgt.

Gesamtbewertung

Gesamtbewertung: 1 von 5 Sternen. Die Grundidee an sich finde ich genial: zu schauen, was die erfolgreichsten Menschen gemeinsam haben und zu versuchen, die Essenz daraus zu konservieren. Doch vier Dinge stören mich besonders:

Erstens komme ich mit der Erzähl- bzw. Schreibweise des Autors nicht klar. Höher, schneller, weiter, alles wirkt so übertrieben, gekünstelt, aufschneiderisch. Wie ein schlechtes amerikanisches Klischee. An vielen Stellen kam mir das Buch so vor, wie ein Gespräch mit einem Angeber, der erzählt, wen er schon alles wo getroffen hat und was er schon alles wo und wie erlebt hat.

Zweitens ist es zwar insgesamt schön, dass einige wenige grundlegende Lebensweisheiten auch im Buch vorkommen, z.B. dass Geld nicht das Wichtigste im Leben ist. Aber gefühlt 80% der 46 Gesetzte sind einfach heiße Luft.

Drittens bin ich ein Freund der Wissenschaft und deswegen hat mich auch der Covertext getriggert – die 46 Gesetze wären wissenschaftlich untermauert. Aber ganz ehrlich, wirklich wissenschaftlich ist da wenig bis gar nichts. Der Autor verzichtet darauf, verschiedene Quellen zu nutzen, diese zu vergleichen, reflektieren und abzuwägen, sondern stellt in der Regel stark verkürzt auf das Fachwissen seiner interviewten Experten ab. Aber auch bei Experten darf man nicht vergessen, es gibt auch Menschen dieser Sorte, die behaupten, die Erde wäre eine Scheibe. Die wissenschaftliche Untermauerung ist somit hohl und stark einsturzgefährdet.

Viertens kann ich mich nicht des Eindrucks verwehren, dass das ganze eine Verkaufsveranstaltung für eine der Firmen oder Beteiligungen des Autors sein soll. Es werden immer wieder diverse konkrete Dienstleistungen oder Dinge angepriesen, wie Coachingangebote, Blaulichtfilterbrillen, Stuhluntersuchungen (ja, „Kot“!) u.v.m.

Wer also über Selbstoptimierung nachdenkt, dem empfehle ich eher „Atomic Habits„, „The subtle art of not giving a f*ck“ oder „The 7 Habits of Highly Effective People. Powerful lessons in personal change„.